Eine
moderne Stimmtechnik befasst
sich als Grundlage zu allen Musikstilen und auch zum professionellen
Sprechen damit, den
physiologisch richtigen Gebrauch der Stimme zu
vermitteln.Wie ein Fahranfänger zunächst lernen muss,
Gas zu geben und zu schalten,
ist eine der zentralen Fragen in der Stimmpraxis offensichtlich die,
wie man die Stimme physiologisch richtig zum Klingen bringt und dann im
Klingen behält. Zumindest ist dies das Feld, in dem die
meisten Fehlfunktionen
festzustellen sind.
Wenn
eine Stimmtechnik auf der Kenntnis physiologisch richtiger
Vorgänge basiert, so wird eine Stimme mit der
Zeit immer freier,
schöner, farbenreicher und
voluminöser klingen und dabei
„widerstandsfähiger“, bis ins Alter
störungsfrei,
lange von hoher Qualität und
geschmeidig sein.
Den
höheren Anforderungen an Schwierigkeiten (Höhe,
Lautstärke, Virtuosität), die viele musikalische
Stile stellen (neben der Klassik z.B. auch viele Pop-Richtungen), den
höheren Anforderungen an reiner
Belastungszeit, die in vielen sprechintensiven Berufen
entsteht, wird
eine solche Stimme besser gerecht werden können.
Die
Gesunderhaltung
der Stimme ist für jeden, der sie professionell
gebraucht oder
auch nur zum Spaß (Singen als Hobby) über das
alltägliche Maß hinaus belastet, ein
wichtiges Ziel,
welches nur durch die Umstellung
der Gebrauchsgewohnheiten auf die von der Natur zugrunde gelegten
Funktionsgesetze erreicht werden kann. Nichts anderes ist Stimmtechnik
und sollte gerade in diesem Punkt deutlich von
„Stil-Techniken“ abgegrenzt werden.
Leider
sind sowohl Schüler
als auch Lehrer oft zu sehr auf schnelles
Erreichen stilistischer Ziele
fixiert, so dass mancher Unterricht die eigentlichen funktionalen
Probleme oft zwar anspricht, aber nicht genug in die Tiefe zu gehen
scheint, um die
ungünstigen Angewohnheiten wirklich zu verändern,
wenn er nicht gleich einzig und allein auf „Stil“,
also auf das Produzieren bestimmter Klangformungen egal wie, angelegt
ist. Weil auch über physiologisch
problematische Manipulationen der Stimme durchaus längere Zeit
hindurch (besonders bei jungen Stimmen) stilistisch ansprechende
Ergebnisse erzielt werden können, wird in solchen
Fällen der funktionale
Verfall
der Stimme erst
nach Jahren erkannt.
Stimmliche
Grenzen, sei es in Höhe/Tiefe (wohl verstanden innerhalb einer
Stimmgattung), schönem
Klang oder Geschmeidigkeit (um nur einige zu nennen) werden allzu oft
unausgesprochen dem eigenen
mangelnden Talent angelastet und als
unveränderbar akzeptiert, obwohl sie durch funktional
richtigeren Stimmgebrauch nicht
bestehen müssten.
Ermüdungserscheinungen, Heiserkeit, werden „mangelndem Training“ angelastet, oft ohne zu erkennen, dass mehr falsches Training das Problem nur verschlimmert.
Stil
Seitens
des Stimmphysiologen liegen
zunächst fast allen stilistischen und interpretatorischen
Effekten dieselben technischen, d.h. funktionalen Fertigkeiten
zugrunde. Viele Menschen glauben, dass besonders die modernen
Musikstile mithilfe einer Stimmtechnik
nicht richtig dargestellt werden könnten. Sie
haben Angst vor
„falsch-klassischem“ Klang. Diese Auffassung ist
falsch. Eine Stimmtechnik ermöglicht es, die
physiologischen
Möglichkeiten einer Stimme zu kennen
und schonend zu nutzen und dadurch dem jeweiligen Stil angepasst
verschiedenste Klangeffekte zu produzieren.
Daher
kann und muss man allen
Stilen zunächst eine Art funktionale
Grundausbildung zugrunde
legen. Dies heißt nicht, dass jemand, der nur Popsongs singen
möchte, mit Klassik anfangen muss! Es heißt nur,
dass die funktionalen Fertigkeiten
aufgebaut werden müssen, bevor man sich überhaupt mit
stilistischen Effekten beschäftigt. Es bleibt dann dem
Sänger überlassen, inwieweit er sich ganz auf einen
Stil fokussieren will oder sich eine
gewisse Vielseitigkeit erarbeiten möchte.
Die
meisten Gesangsanfänger bringen bereits ein musikalisches
Stilgefühl mit.
So wie dieses durch das Zuhören geprägt worden ist,
wird es sich auch weit mehr über das Gehör in die
Stimme übertragen als über irgend welche mechanischen
Manipulationen. Viele zunächst
mit großer stilistischer Überzeugung über
ein Forcieren der Stimme erzeugten Effekte lassen sich mit den
funktional richtigen Abläufen genau so
„richtig“ klingend aber eben stimmschonend erzeugen
und
viel exakter steuern.
Unterschiede
in der Anwendung funktionaler Fertigkeiten auf verschiedene Stile
bestehen dennoch und können effektiv
erlernt werden. Für die so starke
klangliche
Unterschiedlichkeit verschiedener Stile spielt die verschiedene
Gewichtung von Kopf - und (echter) Bruststimme durchaus eine
Rolle. Wer damit „spielen“ lernt,
vergrößert erheblich den Rahmen seiner stilistischen
aber auch interpretatorischen Möglichkeiten.
Eine
gute Atemtechnik liegt zwar allen Stilen zugrunde, aber die Regulierung
des Luftdrucks varriiert je nach Stil, von starkem
Unterdruck in der
Klassik bis zu leichtem aber jederzeit flexibel handhabbarem
Überdruck im Pop
(Belting). Die Erfahrung zeigt, dass zunächst
überhaupt erarbeitet werden muss, von einer grundsätzlichen
Überdruckerzeugung
abzuweichen.
Ein
für stilistische Unterschiede wichtiges Thema ist die
zum Teil sehr verschiedene Nutzung der Resonanzräume, die zusammen
mit der Arbeit an der Sprache/Vokalklang einen
erheblichen Anteil an verschiedener Klangformung haben.
Gesagt
werden muss auch, dass
nicht jede Stimme für jeden Stil prädestiniert ist
und man das Repertoire und den Stil durchaus den Gegebenheiten der
Stimme anpassen sollte. Selten divergieren hier Wünsche und
(erarbeitbare) Möglichkeiten
so stark, dass es keine überzeugenden Lösungen
gäbe. Funktional technisch jedoch lassen sich alle
stilistischen Fertigkeiten mit jeder Stimme
aufbauen. Zuletzt
gibt es in Pop und vor allem Rock ein paar
physiologisch belastende Effekte, die man dosiert einzusetzen lernen
sollte, die dann aber durchaus zum Einsatz kommen dürfen.
Tradition/Interpretation
Gerade
in der Klassik, aber mit
zunehmendem „Alter“ eben auch in Jazz, Rock, Pop,
gibt es verschiedenste interpretatorische
Traditionen. Der
Sänger wird sich immer im Spannungsfeld zwischen diesen
Traditionen und seiner persönlichen
Interpretation
befinden. Es ist Teil seiner persönlichen
künstlerischen Entwicklung, wie weit er sich mit
diesen
Traditionen hörend auseinandersetzt und wie er seine
persönliche interpretatorische Auffassung daran orientiert.
Eine Auseinandersetzung
mit anderen Stilen kann dabei nur bereichernd
wirken! Wohingegen die reine Nachahmung berühmter Vorbilder
meiner Meinung nach kein erstrebenswertes Ziel sein sollte, desgleichen
die pure Stimmimitation.
„Klingen wie ein Belcanto - / Soul - / Pop .....
-Sänger“, ja, das geht, aber immer mit dem
Klang
und
der Interpretation der eigenen, persönlichen Stimme!
Gerade
in die persönliche Interpretation sollte der Lehrer nur dann
eingreifen, wenn sie unklar ist oder dazu führt, diese
technisch falsch
in die Stimme umsetzen zu wollen. Dann ist jedoch
nicht der interpretatorische
Ansatz Gegenstand der Intervention, sondern die funktionale Umsetzung.
Eine funktional stimmige
Umsetzung wird immer auch für den
Zuhörer die ausdrucksklarste und nuancenreichste sein.
Die
meisten Anfänger bringen
bereits eine Menge an Musikalität, Kenntnis der in
„ihrem Stil“ gängigen Traditionen und den
Drang nach persönlicher Ausdrucksmöglichkeit mit.
Allein setzt sich dies umso weniger in den Klang um, je
weniger die Stimme nach ihren physiologischen Gesetzen funktionieren
kann.
Funktionale
Stimmtechnik
Unter
diesem
Stichwort existieren einige Unterrichtsmethoden, welche sich alle auf
die Forschung zur physiologischen
Funktionalität der Stimme stützen. Im
Gegensatz zu
den meisten traditionellen Stimmbildungsmethoden basiert dieses
Verständnis von Stimmtechnik auf den Ergebnissen der modernen
medizinisch-physiologischen Forschung.
Manches, das wir heute wissen, konnte in früheren
Jahrhunderten nur angenommen, aber nicht im heutigen Sinne
wissenschaftlich überprüft werden. Besonders die
Unterscheidung zwischen
willkürlicher und
unwillkürlicher
Innervierung war so noch nicht klar (in alten Schriften
ist an
passender Stelle dann gern vom
„Göttlichen“ die Rede).
Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind viele der
physiologischen Vorgänge
in der Stimme und im Körper während des
Gesangsvorgangs bekannt. Mit den in den letzten Jahrzehnten zum Einsatz
gekommenen bildgebenden Untersuchungsmethoden konnten
außerdem auch interessante nervliche
Rückkopplungssysteme
nachgewiesen werden, auf deren Wirkung eine funktional-systemische
Stimmtechnik zurückgreifen kann.
Übungen der funktionalen Methoden wirken zwar durch ihre
Aufgabenstellung, bedürfen aber der Kontrolle besonders
hinsichtlich der nervlichen Vorgänge und sollten kein
Selbstzweck, sondern Vehikel sein, welches dem Lernenden
ermöglicht, Einsicht in die funktionalen Vorgänge zu
bekommen und Angewohnheiten
verändern
zu können. Die Aufgabe des Lehrers ist es, die
Übungen so einzusetzen und zu erklären, dass damit
auch effektiv ganz an den individuellen Problemen gearbeitet werden
kann. Ein rein schematisches Vorgehen, welches
lediglich der jeweilig vorgegebenen Methode folgt, sollte vermieden
werden.
Belcanto
Die Technik des Belcanto ist aus einer empirischen Tradition gewachsen. Ihre Begrifflichkeit arbeitet mit einigen wenigen, sehr komplexen Schlüsselbegriffen. Einige Phänomene auf der physiologischen Ebene, um die wir heute erst genau wissen, wurden intuitiv oft recht gut berücksichtigt. Zu nennen wären hier zum Beispiel die richtig verstandene „Stütze“, die stabilisierende Nutzung der Einhängemuskulatur und die besondere Nutzung einiger Resonanzräume zur Obertonanreicherung und Tonführung.
Wer
sich mit den durch die Jahrhunderte verschiedenen stimmtechnischen
Methoden beschäftigt, wird sicher
feststellen, dass einige Begriffe interpretiert, entlehnt oder (falsch)
übersetzt in andere Methoden übernommen und damit
leider oft verfälscht wurden.
Bis
in die heutige Zeit stellt der Belcanto
- Stil mit seinen ganz eigenen
Klanganforderungen ein sängerisches Ideal dar. Einige
stilistische Auffassungen des Belcanto - Stils wie eine dichte
Legatolinie, virtuoses Staccato,
stufenlos an- und
abschwellende Töne, eine sehr geschmeidige
Vokallinie innerhalb des Textes, das stufenlose Spiel mit
dem
Farbenreichtum der Stimme,
haben auch in der modernen gesanglichen
Interpretation ihre Berechtigung
erhalten. Dieser Stil ist ohne eine zugrunde liegende Technik, welche
besonders die übergangslose Linienführung
ermöglicht, nicht überzeugend umsetzbar.
Pop
bzw. die Stile des Populargesangs (auch Jazz)
Die
Anforderungen,
die Popgesang an die Stimme stellt, können sehr anspruchsvoll
sein.
Um nur einige Beispiele zu nennen:
Die Stimme soll im Popgesang
Die
international langfristig
erfolgreichen Sänger in der Popmusik haben alle eine mehr oder
weniger professionelle Stimmausbildung. Ohne sie wäre die
reine Belastung
einer Tour nicht denkbar. Wenn bei der Produktion einer
CD auch getrickst werden
kann, im Konzert
muss die stimmliche Leistung doch kommen.
Funktionale
Sprecherziehung
Das Ziel einer Sprecherziehung ist im Allgemeinen, eine belastbare Sprecherstimme zu entwickeln, deren dynamische Möglichkeiten weit über das Alltägliche hinausgehen können, ferner eine absolut exakte und verständliche Aussprache sowie eine größere klangliche Modulationsfähigkeit zu entwickeln.
Sprecherberufe
sind z.B. Schauspieler,
aber auch Lehrer, Manager oder Politiker. Auch wenn das Sprechen dem
Laien zunächst als verschieden vom Singen erscheint, so sind
die physiologischen Vorgänge, gerade wenn eine hohe
Belastbarkeit zum Ziel gesetzt
ist, doch zunächst die gleichen, nur ist der Maßstab
wesentlich kleiner. Auch die Schulung
des Gehörs, die beim
musikalischen Singen gleichzeitig geschieht, ist eine wesentliche
Komponente für die Ausbildung
einer hochwertigen Sprecherstimme, wird aber gerne
vernachlässigt. Nicht nur artikulatorisch (Vokalbildung),
sondern auch interpretatorisch (Klangmodulation, Transport von
Emotionen) spielt das Gehör eine entscheidende
Rolle.
Da wir täglich sprechen, sind uns unsere teilweise
schädlichen Angewohnheiten gar nicht bewusst, und
sie lassen sich
auch vor allem nur mit beharrlichem Üben (=Verändern
der Angewohnheiten) ändern.
Wie beim Gesang wird gerade das klangliche
Vergößern
der Sprechstimme von Laien oft über ein Forcieren
durch
Muskelkraft versucht, was schnell zur Heiserkeit
führt und im
Extremfall auch zu Stimmschäden
führen kann. Leider kommt der Sprecher oft erst dann zum
Fachmann, wenn dies schon eine hartnäckige Angewohnheit
geworden ist. Viele Sprecher möchten außerdem gerne
glauben, dass ein Verstehen der Vorgänge
und ein Wissen um das angestrebte Ziel ausreicht (ein Buch lesen, ein
Wochenendseminar besuchen), um dies umsetzen zu können. Leider
bedarf es hier, ähnlich wie im musikalischen Gesang, einer
Zeit des Wahrnehmens,
gründlichen
Veränderns, und Übens unter
fachkundiger Anleitung, bevor es gelingt, eine belastbare Technik
aufzubauen.
Der
Schüler
Der
Schüler kommt mit einem
sehr konkreten oder aber einem sehr schwammigen Anliegen in die
Stimmausbildung, je nachdem ob er unbefangener Anfänger ist
oder schon fortgeschritten und daher vielleicht ganz bestimmte Probleme
lösen möchte.
Es kommt allerdings auch vor, dass ein Schüler mit der
Erwartung kommt, „mal eben schnell“ innerhalb
weniger Unterrichtsstunden „im Stile von“ singen zu
lernen oder ein schweres Werk zur Aufführung vorzubereiten,
obwohl jegliche Grundlagen fehlen. So etwas ist schlicht weder
möglich noch verantwortbar.
Die
Erwartungshaltung der Schüler
an das Unterrichtsgeschehen ist oft von den schulischen Erfahrungen
geprägt. Das technische Erlernen eines Musikinstruments, also
auch des Singens, ist allerdings eher einem Training im Leistungssport
vergleichbar. Es
geht sehr viel darum, das eigene Tun wahrnehmen und reflektieren zu
lernen und Veränderungen in Richtung einer
besseren
Funktionalität in die persönlichen nervlichen und
muskulären Abläufe praktisch
zu integrieren. Das regelmäßige
Üben des
Schülers gehört daher auch unbedingt dazu!
Idealerweise übt der Anfänger eher zwei oder mehr
Male pro Tag, dafür höchstens 20 Minuten,
später mehr, aber mit Beachtung von Pausen.
Die stilistisch - musikalische oder auch ästhetisch - künstlerische Komponente des Musikunterrichts umfasst auch im Gegensatz zur schulischen Konditionierung nicht so sehr das Lernen und Übernehmen bestimmter Standards (obwohl gewisse Traditionen kennen gelernt und bewahrt werden sollten), sondern Ermutigung und Hilfe zur Befreiung und Umsetzung eigener Ideen und erst dann eventuell deren Korrektur.
Gerne würde mancher Schüler viel lernen, ohne etwas verändern zu müssen. Man verharrt außerdem lieber in alten Angewohnheiten, Gedanken und Gefühlen, als sich in das Unbekannte vorzuwagen. Diese in der Pädagogik als Lernwiderstand bezeichnete Reaktion ist ziemlich normal, muss aber überwunden werden, sonst hat das Ganze keinen Sinn. Wer nichts ändert, lernt nichts. Worauf ein Lehrer eigehen kann und muss ist die Geschwindigkeit, in der Veränderungen zumutbar und forderbar sind. In diesem Bereich wird ein sensibler Lehrer versuchen, auf die Bedürfnisse des Schülers nach langsamer Veränderung einzugehen - wenn nicht gleichzeitig seitens des Schülers die Anforderung gestellt ist, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmtes Ziel erreichen zu wollen. Eine solche Zielstellung überträgt dem Lehrer die Aufgabe, die Entwicklung entsprechend voran zu treiben. Mancher Schüler stellt dem Lehrer paradoxe Aufgaben.... verändere nichts, aber bringe mich gefälligst in kürzester Zeit zum Ziel! Am Ende geht es ohnehin nicht schneller voran, als es die Möglichkeiten und der Fleiß des Schülers zulassen.
Der
fortgeschrittene Schüler, welcher „nur die
Lösung
für eine Schwäche“ sucht, wird vielleicht
feststellen müssen, dass es das schnelle Patentrezept nicht
gibt und etwas sehr Grundlegendes geändert
werden
müsste.
Einige Probleme werden nur durch konsequenten Aufbau funktional
richtiger Abläufe zu beseitigen sein. Meistens sind solche
Probleme so gelagert, dass Kompromisse zwischen den alten
Angewohnheiten und der Adaption an funktional
richtige Technik nicht möglich sind. In solchen
Fällen ist Geduld gefragt, die technischen Änderungen
sollten zunächst abgelöst von eventueller Anwendung
im konzertanten Geschehen trainiert werden,
bevor man sie dort zu implementieren versucht.
Der Lehrer
Das
Ziel eines Lehrers sollte
darin bestehen, sich
längerfristig weitgehend
überflüssig zu machen. Das
heißt, sein Ziel
muss sein, seine Schüler so zu unterrichten, dass sie wirklich
lernen, mit ihrer Stimme umzugehen und eines
Tages zumindest weitgehend
auf die Kontrolle eines Lehrers verzichten
zu können.
Dennoch
lassen sich auch die Profis unter den Sängern
immer wieder zumindest
phasenweise von einem erfahrenen Lehrer
kontrollieren, sei es, um neue Projekte technisch gut
einzustudieren,
sei es, um sicher zu gehen, dass sich im Laufe der Zeit nicht
ungünstige Entwicklungen
eingeschlichen haben.
Nicht zuletzt wächst und verändert sich unsere Stimme
im Laufe unseres Lebens mit uns.
Ein
guter Lehrer sollte narzisstische
Selbstdarstellung
vermeiden, und auch wenn er gewissen methodischen
Überlegungen folgt, seinen Unterricht stets individuell dem
Schüler anpassen. Es wäre
höchst nachteilig,
wenn der Lehrer lediglich einem
Programm, einer Methode folgt, so wie er sie selbst lernend erfahren
oder von einem Vorbild oder einem Standardprogramm oder gar einem Buch
übernommen hat. Mancher Entwicklungsschritt ist nicht
für jeden Schüler
zum gleichen Zeitpunkt möglich. Daher sind Wissen, Erfahrung
und eine feine Wahrnehmung unerlässlich. Darüber
hinaus sollte der Lehrer nicht nur in der Lage sein, den Sinn der
Übungen zu erklären,
er muss sich auch stets vergewissern,
ob der Schüler das, was
er vermitteln möchte, auch wirklich verstanden und
verinnerlicht hat, das heißt, ob er wirklich in die Lage
versetzt worden ist, die Dinge richtig
umzusetzen.
Innerhalb
des Unterrichts wird der Lehrer sein Augenmerk oft auf völlig
andere Dinge legen als der Schüler. Wo der
Schüler das momentan erzeugte Ergebnis beurteilt, sieht der
Lehrer es im Hinblick auf das Umsetzen funktionaler Fertigkeiten und
innerhalb einer
Entwicklung hin auf ein zukünftiges Ergebnis.
Wo der Schüler sich
an die alten Angewohnheiten klammern möchte, weil sie ihm ein
Gefühl von Sicherheit geben, strebt der Lehrer dahin, auch um
den Preis eines momentanen Misslingens genau zur Aufgabe
dieser
Gewohnheiten eine Brücke
zu bauen, auf der das Neue, noch Fremde, aber funktional
Richtigere entstehen kann.
Einige
interessante Nebenaspekte
Die
Forschung
liefert inzwischen viele Ergebnisse darüber, welche Wirkungen
dem Gesang zuschreibbar sind.
Neben
der
Konzentrationsfähigkeit fördert Singen
das soziale
Empfinden und die Empathie.
Singen wirkt
stimulierend auf das Immunsystem.
Durch die Tätigkeit des Zwerchfells sowie anderer unbewusster
Muskulaturen wirkt Singen ausgleichend auf den Kreislauf und die
Durchblutung.Unser
Gehirn
reagiert auf das Singen mit der Ausschüttung von
Glückshormonen
sowie dem „Bindungshormon“
Oxytocin.
Gleichzeitig wird das Stresshormon
Kortisol vermehrt abgebaut.